Lasst uns die Welt verbessern
„Ein Krieger agiert, ein Narr reagiert“ heißt es bei Millman. Son Goku ist die lachende Antwort von Thomas D. auf die Gerüchteküche nach der mystischen Schwere der „Lektionen in Demut“.
Zwei Jungs hocken mit freien Oberkörpern in der Sonne auf einer Bank vor dem Feierwerk. Einer davon ist Thomas D., Reflektorfalke, geläutert zurück mit einem immer wieder neuen Anfang. Nach all den finsteren Vermutungen, angestoßen von den teilweise depressiven Melodien „Lektionen in Demut“, soll es jetzt wieder positiv weitergehen. Der andere ist Bertil Mark, einer seiner langjährigen Begleiter und Schlagzeuger der Band. Ein Gespräch in der Sonne über Son Goku und den Rest der Welt…
Munichx.de: Wie ist Son Goku entstanden?
Thomas: Wir beide hatten auf einer Autofahrt vor ein paar Jahren die Idee, wir sollten mal eine Rockband gründen…ordentlich rocken einfach. Wir wussten zwar auch nicht, was das genau heißt, aber das es reinhaut, dass es Energie hat…und das war so der Ursprung des Gedankens.
Da war auch ziemlich schnell ein Name gefunden, Son Goku, weil wir alle Fans waren von diesem Jungen, der in diesen Comicheften – ich weiß gar nicht, vor zwei Jahren gab es die RTL2-Serie glaube ich noch nicht – so fasziniert, aufgrund seiner Naivität und Frohsinns und gleichzeitig wurde er zum großen Kämpfer und rettet die Welt. Dachte mir, ist doch ein super Name (lacht).
Bertil Mark: Und er findet Gefährten auf seiner Reise .
Thomas: Ja, Mitstreiter auf dem Weg.
Munichx.de: In den Pressemitteilungen wird auch betont, dass dabei Freude und positive vibes mit schwingen sollen. Warum war das Album „Lektionen in Demut“ von Dir vorher so schwer?
Thomas: Das musste mal raus, das musste ich mir von der Seele schreiben. Als es draußen war, ging es dementsprechend besser, oder mehr: ich fühlte mich dann davon befreit, aber die ganzen Leute haben es ja dann erst gehört und haben natürlich erst mal gedacht: Oh Gott, sieht er keine Sonne mehr. (lacht wieder) Aber das musste raus, und dann war ich froh, das es weg war.
Munichx.de: Aber du hast noch eine Tournee gemacht damit.
Thomas: Ja! Dazu haben sie mich gezwungen. (grinst). Mit guten Argumenten. Du kannst nicht eine Platte rausbringen und dann nichts mehr machen. Ich wollte ja sofort nach der Platte mit Son Goku anfangen. Dann haben wir aber die Jungs, Bertil, Axel, Komi, gleich mitgenommen auf Tour, so das wir gleich zusammen uns ein bisschen aufeinander einspielen konnten. Und nach der Tour haben wir dann gesagt: So jetzt aber!
Munichx.de: Jetzt wird’s Zeit für was Positives…
Thomas: Genau, mit einer Kraft, die nicht den Zeigefinger erhebt, sondern die von vornherein einen irgendwie auch in den Arm nimmt und sagt: „Come on, man! Jetzt geht’s weiter. (lacht) Zweite Halbzeit!“
Munichx.de: Siehst Du Dich als Krieger des Lichts?
Thomas: Ne ne, ich hab nur die Fähigkeit Gefühle in Worte zu verpacken, die bei anderen Leuten Gefühle auslösen. So sehe ich mich, als Poet vielleicht, oder so – aber ich bin nicht der Messias, der Auserwählte…
Munichx.de: …gibt es den Auserwählten?
Thomas: Naja, was uns auf dem M.A.R.S verbindet, ist nicht der gemeinsame Guru, sondern die gemeinsame Vision, die gemeinsame Wunschvorstellung eines Lebens. Kein Mensch, keine Person, sondern ein Ideal…
Munichx.de: …und wie sieht das aus?
Thomas: Liebe und Harmonie. Ein Füreinander. Bei allem, was man tut und was man nicht tut darauf zu achten, dass man nicht anderen dabei schadet. Dass man versucht, positive Energie in die Welt zu setzen und sich selbst auch immer wieder dahin bewegt. Zu erkennen, es geht nicht um das Ego, nicht um meinen Teil, sondern um das Universum.
Munichx.de: Das klingt sehr buddhistisch – seid Ihr religiös?
Bertil: Also ich glaube an die Vision, an mich, es gibt auf jeden Fall immer ein Antrieb.
Thomas: Die Buddhisten sind mir da schon am liebsten – sie sagen auch, dass jeder Mensch Buddha in sich trägt, dass ich jedem von uns ein göttlicher Aspekt liegt – und daran glaube ich. Ich denke nicht, dass man irgendwem folgen muss, nur seinem Herzen.
Munichx.de: Beschreibt mal Euren Landsitz. Die kreative Kommune…
Thomas: (lacht) Ja, der MARS
Bertil: Schön ist’s dort. (lächelt)
Thomas: Ja, schön…wenn’s Wetter mitspielt, was in der Eifel jetzt nicht immer der Fall ist. Wir haben vier Häuser, zwei kleine, zwei Große und einen fettem Stall. Und da wohnen wir, arbeiten wir…Wir haben ein Musikstudio, das „Haus Erika“, wir haben einen kleinen Musikschnittplatz. Wir haben verschiedene Firmen, die da verwaltet werden, eine Plattenfirma, ein Verlag, so halten wir uns über Wasser. Nach drei Jahren inzwischen auch gut, also nicht zum große Sprünge machen, aber ich muss nicht drauflegen. Wir ernähren uns selbst, und das ist ein recht großer Erfolg für uns. Trotzdem arbeiten wir uns nicht zu Tode, sondern wir entfalten uns einfach, wir machen das worauf wir Bock haben. Und das funktioniert.
Munichx.de: Wohnt Ihr alle da?
Thomas: Von uns acht sind drei in der Band jetzt, Bertil, ich und der Komi, der auch singt.
Bertil: Jochen kommt aus Stuttgart und Axel und Paul, also Gitarre und Baß, aus Köln. Wir sind etwa eine Stunde von Köln entfernt.
Thomas: Klar, als Axel mit Bertil das letzte halbe Jahr Musik gemacht hat, hat er natürlich auch auf dem M.A.R.S. gewohnt. Das ist einfacher, so kann man Tag und Nacht Musik machen (lacht). Die Nacht ist die Braut des Künstlers…hab ich mal gelesen, fand ich gut. (lacht)
Munichx.de: Wofür steht M.A.R.S.?
Thomas: (grinst breit) Das heißt „Moderne Anstalt Rigoroser Spakker“. Spakker sind eben eine Art Spinner oder Verrückte. Weiß nicht, MARS hat uns gefallen, der rote Planet, der Kriegerplanet…auch der Planet der männlichen Seite…
Und dann sagte Michi Beck, also Hausmarke: Ihr könnt das nicht einfach Mars nennen, das muß doch was bedeuten. Mars könnte doch auch heißen „Moderne Anstalt Rigoroser Spakker“. Und da war’s…
Munichx.de: Was machst Du, Bertil, wenn Ihr nicht unterwegs seid? Hast Du noch andere Projekte am Laufen?
Bertil: Also keine Bands. Ich bin wenn wir Zuhause sind, schon die ganze Zeit im Studio „Haus Erika“ und mach dort Remixe und andere, schöne, kleine Projekte. Wir haben zum Beispiel ein Projekt, das nennt sich M.A.R.S.-Musik. Darauf haben wir mit Freunden und Gästen Musik gemacht und auch extra eingeladen. Es gibt immer was zu tun.
Munichx.de: Was inspiriert Euch – habt Ihr Vorbilder?
Bertil: Also richtig Vorbilder – nein! Ich zieh mir meine Inspiration aus verschiedenen Künstlern und Menschen, die ich getroffen habe. Und es gab Menschen, die mich in dem unterstützt haben, den Weg, den ich gerne gehen würde, auch einzuschlagen. Mein Bruder zum Beispiel. (lacht)
Thomas: Ne, es gibt niemand, der ich gern sein würde. Es gab ein paar ganz große Künstler, die musikalisch auch weit oben waren…Marvin Gaye finde ich textlich und musikalisch schön, ich bin ein sehr großer Sade- Fan, und schon ewig Monster Magnet- Fan. Das ist meine absolute Lieblingsband, aber es sind in dem Sinn auch keine Vorbilder. Ich schätze sie für das, was sie schaffen. Genauso wie die Red Hot Chili Peppers.
Munichx.de: Verreist Ihr?
Thomas: Nein, gar nicht. Wenn ich vom M.A.R.S. mit dem Fahrrad raus fahre, treffe ich zwei Stunden keinen Menschen. Das ist doch schon sehr urlaubsmäßig. (grinst)
Bertil: Ja, und es gibt noch so viele Sachen, die ich gerne machen möchte, dass ich im Moment gar nicht die Ruhe für Urlaub hätte. Was ich gern machen würde ist mal wieder eine Runde Freunde besuchen.
Thomas: Aber es gibt schon Länder, die ich gern sehen würde. Ich würde gerne mal nach Australien…
Bertil: ….Neuseeland…
Thomas: …also da gibt es schon noch ein paar Flecken, der Regenwald, Afrika…mal die Tiere sehen, Norwegen, Dänemark…
Bertil: Island….
Thomas: …aber das ist erst mal auf unbestimmt verschoben.
Munichx.de: Was würdet Ihr zuerst ändern wollen, wenn Ihr Kanzler werden würdet? (Der Bassist Paul Greco gesellt sich dazu.)
Paul: Zuerst würde ich veranlassen, dass jede Partei ihr Grundsatzprogramm prüft. Die Aufgabe der Politik ist es, Menschen zu helfen. Die Gesellschaft zu verbessern und nicht einfach die Wirtschaft oder große Firmen zu fördern. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sowohl Firmen, als auch jedes Individuum endlich die Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt.
Munichx.de: Glaubst Du, dass wir Menschen unsere Chancen nicht nutzen?
Paul: Die Menschen nutzen ihre Chancen, um erfolgreich in der Gesellschaft voranzukommen. Wir hätten die Chance diese Welt in eine besseren, sichereren Platz zu verwandeln. Aber wir tun es nicht. (zuckt Schultern, geht wieder)
Munichx.de: Thomas, Bertil, was wäre Eure erste Aufgabe?
Thomas: Also ich würde erst mal 20% Steuern von jedermann nehmen, das ist fairer als fast die Hälfte. Und dann gibt es ganz viele Plätze, an denen man ansetzen muss. Bildungspolitik, was wir unseren Kindern mitgeben. Und (grinst) ich weiß nicht, ob ich das durchkriegen würde, aber wenn wir unseren Zins abschaffen. Geld vermehrt sich ja nicht von selber, wenn es sich irgendwo vermehrt, muss es woanders weniger werden. Das ist einfach eine Ausbeutung der Armen. Und wenn wir das Volk sind – ich meine, es müssen viele darunter leiden und nur wenige profitieren – dann fände ich es schön, wenn wir dafür sorgen, das alle von dem Gesellschaftssystem profitieren und keiner darunter leidet.
Munichx.de: Glaubst Du, dass das realisierbar ist?
Thomas: Naja, bisher liefert keiner ein gutes Beispiel. Was nicht heißt, dass es generell unmöglich ist. Aber unsere politische Struktur ist schon so schwierig, so festgefahren, dass eine einzelne Partei da gar nicht die Möglichkeit hat, etwas zu ändern.
Munichx.de: Noch mal eine Große Koalition?
Thomas: (lacht) Oder eine saubere Diktatur…nee, eine direktere Demokratie vielleicht, näher am Volk, obwohl auch da natürlich das Risiko von Manipulation nicht ausgeschlossen werden kann. Aber eben, dass man das Volk öfters fragt, was sie denn wollen. Und es dann auch zu vertreten.
Munichx.de: Geht Ihr wählen? (Beide nicken)
Thomas: Ich denke mal – das ist eine alte Grundschulregel, die mir sehr eingeleuchtet hat – wenn Du nicht wählen gehst, wählst Du die Partei, die Du nicht haben willst. Also entscheide ich mich für das kleinere Übel.
Munichx.de: Ich danke Euch für dieses Gespräch.
nina bludau